Jetzt ist es also raus, das Rätzeln hat ein Ende, wir kennen die Strecke. Das Abendteuer hat ein Gesicht und in das ist eine erhebliche Portion Respekt geschrieben. Hier eine kleine Einführung was uns im Juni 2026 erwartet.

Letzten Donnerstag war der große Tag der Streckenpresentation und die hat es in sich. Kurz gesagt höher, aber nicht weiter. Heißt, die Strecken sind nicht mehr so lang, nur einmal 203 km, ansonsten immer etwa 180 km Abschnitte, aber wesentlich höher hinaus. Während wir 2017 noch 45’000 Höhenmeter bewältigten, sind es nächstes Jahr noch mal eine Mont Everest Besteigung mehr, unglaubliche 54’000 Höhenmeter. 54km bergauf, da zählt jedes Gramm und so wird die Tour de France immer mehr zu einem Wettbewerb der schmächtigen 55 kg Fahrer. Ob das noch Radsport ist kann man debattieren.

Wengleich die Höhenmeter sofort herausstechen übersieht man leicht, das die Strecke 2026 durch viele kleinere, ländlichere Orte führt; sie führt durch Städte und Dörfer, in denen die Tour fast eine Religion ist – wo die Einheimischen leidenschaftlich gerne Rad fahren, die Geschichte der Tour kennen und vor allem die Tour unterstützen. Wir können also viele fabelhaft geschmückte Dörfer erwarten mit viel Humor und Einfallsreichtum. Bei dieser Tour geht es nicht um das lange, flache, landwirtschaftliche Frankreich, sondern um Menschen. Es ist eine Chance, die Schönheit Frankreichs wirklich zu erleben, auch in Gegenden, die man sonst nicht auf den üblichen Touristenpfaden besuchen würde. (O-Ton der Veranstalter).

Von Barcelona über die Pyrenäen nach Bordeaux, durch das Zentralmassiv in die Vogesen und runter zu den Alpen. Heißt die letzte Woche wird jedem alles abverlangen. Wer hier in den ersten beiden Wochen zu viel Substanz liegen gelassen hat, wird in den letzten 5 Tagen erhebliche Probleme bekommen, wenn nicht gar im Besenwagen enden. Wir fürchten uns jetzt schon meinte ein Freund.

Das werden 3 sehr unterschiedliche Wochen. Während man früher in der ersten Woche fast schon die Hälfte der gesamten Strecke absolvierte, sich an den Rythmus, die tägliche Belastung gewöhnte, ist die Aufteilung diesmal äußerst abwechslungsreich, anders und es geht sofort hart los.

Erste Woche

Gleich nach der ersten flachen Etappe geht es streng bergauf in die spanischen und französischen Pyrenäen. Gleich die 3. Etappe mit 195 km und zwei Mal hinauf auf 1750 m. Hier geht es sofort „zur Sache“, also nichts mit Einrollen etc.

3. Etappe | Granollers – Les Angles

Etwas leichter anschließend vom schönen Carcasonne via Foix nach Pau (wie jedes Jahr) und nochmal eine Bergankunft in den Pyrenäen. Für mich dann das 3. Mal den Col d’Aspin und Col d’Tourmalet,(wieso schon wieder) aber diesmal von der anderen Seite. Aber Pyrenäen sind immer ein Erlebnis. Pyrenäen sind einfach schön.

Aber dann gehts flach und schnell nach Bordeaux, via Bergerac ins Zentralmassiv hinein den ersten, dann hochverdienten Ruhetag entgegen.

Zweite Woche

Nach dem Ruhetag im Zentralmassiv geht es die eher flachen und welligen Abschnitten rüber in die Vogesen und dann in die erste Bergankunft in den Alpen mit dem 2. Ruhetag. Auf der Karte sieht das eher „leichter“ aus, wenn man so will. In dieser Woche gehts drum nicht zu viel Substanz zu verlieren und nicht all zu ausgelaugt in die dritte Woche zu gehen.

Die Strecke von Perigueux nach Bergerac sind wir 2017 schon gefahren und ich erinnere mich an einen wunderschönen Tagesausflug in einer herrlichen Landschaft in Sonnenblumenfeldern und kleinen Ortschaften.

Vichy, Nevers, die Strecke von Magny-Cours und Chalon-sur-Saone sind allesamt sehr schöne kleine Städte, und das Radfahren zwischen ihnen wird zu den schönsten, entspanntesten und gesprächigsten der gesamten Tour gehören. Danach folgen die Vogesen, die nie enttäuschen. Die Etappen 13 und 14 verdienen mindestens einen Platz auf der Liste der Top-5-Etappen 2026!

Etappe 14 | Mulhouse – Le Markstein

Dritte Woche

Wir fahren durch die Hölle. Diese fünf vorletzten Abschnitte werden – aus meiner Sicht heute – die schwersten Tagsabschnitte werden. Ich habe jetzt schon „heiden Respekt“ vor diesen Tagen.

In meiner Erinnerung an 2017 jedoch war die dritte Woche für mich die, in der ich anfing zu „fliegen“, in der alles plötzlich leicht und unbeschwerlich ging. Hoffe 2026 wird das wieder so.

Im Anblick der 20. Etappe waren Chris erste Worte: „Hier wollen sie uns umbringen“. Nach 19 Etappen durch ganz Frankreich am Ende nochmal einen Ötztal Marathon. Das sind 5600 Höhenmeter an einem Tag. Mein Tagesrekord bisher waren 4580m. Wahrscheinlich sollte ich im Morgengrauen losfahren, damit ich wenigstens zum Abendessen ins Hotel kommen werde. Oder ich übernachte gleich in Alpe d’Huez, da wir ja schon am Vortag, der 19. Etappe, schon dort sein werden.

Etappe 20 | Le Bourg d’Oisans – Alpe d’Huez

Fazit:

Wir haben das Gefühl, das ist keine Tour de France, wie wir sie von den Jahren vorher kennen. Das ist eine Tour, die andere Maßstäbe, Herausforderungen setzt. Eine Tour, die wir bestehen müssen, …, Schieben gilt nicht. Das ist auch eine Tour, an der wir scheitern können. Was mich an den Satz erinnert:

Erfolg ist nicht endgültig, Misserfolg ist nicht fatal: Was zählt, ist der Mut, weiterzumachen.

Winston Churchill

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Aber dennoch, seht euch das Video der Strecke an, den 5. Minuten Überflug dieser 3 Wochen in Zeitraffer ist Motivation genug. Eigentlich könnt‘ ich gleich losfahren.

Noch 34 Wochen Vorbereitung


PS: Mein neues Trainingsgerät hilft mir die vo2max eines 30 jährigen zu bekommen, wie anno domini 2015 bei der Credit Suisse um 6:00.


PPS: Wir können das Altern nicht aufhalten, aber wir können gesund altern, wenn wir nicht von heimtückischen Krankheiten bedroht werden, vor denen niemand geschützt ist. Gesund altern bedeutet aber auch, täglich an seiner Gesundheit zu arbeiten, je älter wir werden.

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