Noch 6 Wochen bis zum großen Fest auf der Insel der Radsportfreunde. Inspiriert durch meine Velo Community wurde ich auf die Veranstaltung „Mallorca 312“ aufmerksam und beschloss: „Da muss ich dabei sein, das will ich erleben.“

Schaut euch erst einmal das Video aus 2021 an, man versteht sofort, warum das ein Radsportfest ist, mit lauter glücklichen und lachenden Menschen.

Mir ist schon bewusst, was ich mir da vorgenommen habe. 312km an einem Tag und dazu noch etliche Höhenmeter (~ 5’000) sind kein leichtes Unterfangen und stellt mich vor einer neuen Herausforderung, aber wie die großen Philosophen sagen:

„Wer keine Ziele mehr hat, ist am Ende angekommen.“

Und davon habe ich schon noch eine Menge. Allerdings waren meine längsten Strecken bislang um die 210 – 230km (inklusive 3000-4000 Höhenmeter) bei der Tour de France 2017 und das in der 2. und 3. Tour Woche, also in Top-Form meinerseits. Und das ist nun schon 5 Jahre her und ich bin jetzt eben auch 5 Jahre älter.

Womit wir nun bei der Strecke sind. Auch hierzu gibt es vom Veranstalter ein beeindruckendes Überflugvideo und die gpx Datei für die Kartenansicht.

Die Karte kann durch Klicken auf die Pfeile oben rechts auf den gesamten Bildschirm vergrößert und in Details navigiert werden.

Am Höhenprofil erkennt man die ersten 150km, also die erste Hälfte, wird anspruchsvoll wegen den vielen Anstiegen werden, während die zweite Hälfte dann einigermaßen Flach dahingeht. Ich werde es mir auf den Lenker kleben, damit weiß ich wenigstes ungefähr wo ich unterwegs bin.

Wintertraining

Als ich mir letztes Jahr die Strecke und Topographie studierte, bekam ich schon erheblichen Respekt vor diesem Vorhaben und wusste sofort, mit meinen herkömmlichen Trainingsmethoden werde ich bis April nicht in die nötige Form kommen. Also sah ich mich um und fand einen Trainer, der einen Plan entwickelte, der mich auf das nötige Niveau bringen wird.

So begann am 1. November 2021 (26 Wochen vor dem Event) ein Wintertraining mit etwa 12 Stunden in 5 Sessions wöchentlich, unterstützt mit meinem Zwift und Garmin Account. Mein Trainer Philipp programmierte in der Trainings Web Site TrainingPeaks.com den kompletten auf mich zugeschnittenen Plan, dessen Einheiten dann entweder auf mein Zwift (für Drinnen) oder Garmin (für Draußen) repliziert werden und ich dann auf diesen Geräten die jeweiligen Einheiten durchführen kann. Eigentlich habe ich die letzten 20 Jahre die angelesenen Trainings angewendet, aber noch nie einen solch strukturierten Plan verfolgt. Heute muss ich sagen, dieses Training nach Plan hat echt gut funktioniert und die Einheiten waren nie die Gleichen, immer relative Abwechslung und andere Belastungen, was das Training interessanter machte. Auch die ersten Ausfahrten draußen, auf der Straße, bestätigen einen erheblichen Leistungszuwachs. Hey, so gut war ich im März noch nie.

Was mir jetzt noch fehlt, sind lange Strecken von mehr als 4h im Sattel. Bewährt hat sich die Strategie 3 Tage hintereinander lange Strecken fahren und 2 Tage ausruhen, so bin ich auch für die Tour in Form gekommen die täglichen 200km zu bewältigen. Aber ich werde auf Philipp hören.

Startplatz, Organisation und das Drumherum

Flug, Transfer, Hotel, Startplatz ist alles organisiert und bestätigt. So komme ich am 23. April nach Palma und verbringe die Tage vorher mit einer Gruppe Gleichgesinnter und den Vorbereitungen auf den großen Tag, den Sonntag 30. April 2022.

An diesem Sonntag um 7:00 Morgens starten dann 5000 Velofahrer auf für den Verkehr gesperrten Straßen.

Da ich noch nie solch ein Event mitgefahren bin, erhoffe ich mir einiges an Erfahrungsaustausch, wie man solch eine Strecke angeht, auf was man achten muss, etc. Hier geht’s wieder um die üblichen Dinge:

Planung

Wie plant man so ein „Rennen“? Fahre ich zu schnell los, gehen mir am Ende die Körner aus. Fahre ich zu langsam, schaffe ich womöglich das Zeit Limit von 21:00 nicht. Aber auch hierzu wird mich Philipp beraten und die „pace“ vorschlagen. Entscheidend ist aber auch wieder eine Gruppe zu finden.

Gruppe finden

Ich kann nicht 312 km alleine fahren, das wäre dumm und wohl auch schwerer zu schaffen. Deswegen ist es essentiell gute Gruppen zu finden, mitzufahren und deren Windschatten nutzen, das spart bis zu 60% Energie oder Körner, wie die Radsportler sagen. Das wird dann ein ziemlich dynamischer Prozess sein, denn man rollt dann auf dem Flachen mit den stärkeren Fahrern mit, die einem aber am nächsten Anstieg abhängen und dann sucht man sich wieder eine neue Gruppe. Ich werde es dann nicht so schön haben, wie bei der Tour, als man öfters auf mich wartete.

Sturz vermeiden

Die richtigen Gruppen finden und die falschen meiden, heißt auch das Unfallrisiko minimieren. Leider tummeln sich viele Anfänger und Ignoranten unter den Amateursportler, die sich nicht um die Regeln des Gruppenfahrens kümmern bzw. diese ignorieren, oder gar nicht kennen und dann kommt es immer zu komischen Situationen und auch Stürzen. Hier gilt noch immer mein Dank an Chris, Ian und Neil, die mir das bei der Tour beibrachten und mir Gelegenheit gaben das einzuüben.

Gute Gruppen fahren sehr gleichmäßig, diszipliniert und eng zusammen, schlechte Gruppen eher wellig, mit abrupten Bewegungen einzelner und sehr ungleichmäßig. Sich davon fern halten ist ein guter Rat.

Verpflegung

Es gibt vom Veranstalter eingerichtete Stationen an denen man sich verpflegen und Flaschen auffüllen kann. Das wird mir aber nicht reichen. Diesmal lege ich mir einen detaillierten Essensplan zurecht, mit dem ich vorher festlege, wann ich was essen und trinken werde. Denn aus meiner Erfahrung esse ich immer zu wenig und wundere mich dann warum meine Leistung abnimmt und das muss nicht sein.

Technik

Mallorcas Straßen sollen herausfordernd für das Material sein, besonders für die Reifen. So ist zu lesen von vielen Reifendefekten und entsprechenden Zeitverlusten durch deren Reparaturen. Wenngleich ich es früher schon mit Vitoria Pitstop versuchte Pannenmilch in die Schlauchreifen füllen, werde ich diesmal gleich Schwalbe EVO Tubeless Reifen mit Dichtmilch montieren, die sich als erheblich pannensicher herausstellten. Zumal die meisten Pannen durch kleinste Beschädigungen entstehen, die durch Doc Blue (Dichtmilch) im Nu von selbst behoben sind und man meist gar nicht merkt.

Wie bewältigt man 312 km an einem Tag

Nun, mir wurde oft gesagt, lange Strecken seien mehr eine mentale, als physische Herausforderung. Körperlich besitzen einigermaßen gut trainierte Velofahrer die Eigenschaften sehr viele km zurückzulegen, sofern man innerhalb seiner Limits bleibt. Auch Profis kennen ihre Grenzen über die sie nicht drüber gehen dürfen, sonst riskieren sie einen Leistungsabfall, der im Rennen einem Zusammenbruch gleich kommt.

Welche mentalen Strategien sich für so einen Marathon eignen muss ich in den nächsten Wochen noch herausfinden. Ich weiß noch sehr gut, wie mir das Zählen der Kehren und Höhenmeter bei der Tour geholfen hatte, als ich am Col d’Izoard an meine Grenzen kam. Und auf den 312 km lauern ganz bestimmt einige innere Schweinehunde, die es zu besiegen geben wird.

Die verbleibenden Wochen

Philipp hat angekündigt, dass wir nun 2 Wochen dran arbeiten die Form zu optimieren und mich auf hochintensives Training vorzubereiten. Dann gibt es 3 Wochen gezielten Aufbau der Fitnessmaximierung über sehr intensive Intervalle und stetiger Ausdauer im intensiverem Grundlagenausdauer Bereich.

Bin gespannt wohin mich das bringt.

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