Jetzt wird es ernst, jetzt beginnen die steilen Anstiege und ich gestehe, mit 86 kg ist das nicht so leicht, hier ist einfach mein Kraft/Gewicht Verhältnis zu schlecht. Wenn ich von steil spreche, sind das dann ein paar Kilometer mit 10-15% nach oben, wenn da dann mal eine Traverse mit 4% kommt, ist das wie sonst geradeaus.
Das war irgendwie ein komischer Tag, irgendwie ging nichts zusammen, alle fuhren so vor sich hin und ich dachte, was ist denn jetzt los? Womit ich dann zu mir kam und feststellte, dass ich eben auch heute nicht so bei der Sache bin, obwohl ich mir vorgenommen hatte mit dem grünen Frosch meine Spässe zu treiben, damit ich abends was zu erzählen habe. Pfeiffendeckel, alles kommt dann anders.
Merkte ich zuerst nicht, dass ich unbewusst etwas langsamer drann war und mir die kommenden Aufgaben im Kopf schwirrten, realisierte ich eben, dass es den anderen evtl. auch so geht und wir nun ja schon einige Tage unterwegs sind. Ihr kennt das bestimmt vom Skifahren, wo der 3. Tag dann der kritische ist.
So kam ich dann klitschnass, weil zu warm angezogen schon zum Mittagsstopp, ohne recht realisiert zu haben ob und was eigentlich geschehen ist. Klar, es war nichts geschehen, ausser, dass offensichtlich eine Art Normalität eingetreten ist und eben alle so vor sich hinfuhren. Obwohl ich schon merkte, dass heute eher jeder so ein wenig mit sich selbst beschäftigt ist.
Nach dem MIttagsstopp mit frischem, trockenem Trikot nahm ich die Fahrt wieder auf und stand dann nach 100 km plötzlich vor dieser Wand. So, da musst du jetzt hoch. Also an die Wand heranrollen, kleinsten Gang rein und langsam lostreten und dann zeigt das Garmin gleich 13%, 14%, 15%, 12% weiter mit 11% …
Ich weiss ja, dass ich mich dran gewöhne, es immer die ersten Berge sind, die weh tun, ich weiss auch, was ich alles schon gefahren bin. Es ist aber immer wieder eine Überwindung in diesen Modus zu finden.
Kurzum, irgendwann, und das gar nicht so spät war ich dann oben, verpflegte mich nochmal und trat eine schöne, langgezogene Abfahrt an. Ohne zu treten holte ich dann einige wieder ein .. sie können es irgendwie nicht so recht, verlieren dauernd Schwung und natürlich ist mein 5 kg Rad ein Traum.
Unterdessen gab es heute unglaublich viele Defekte, ständig sah ich einen am Strassenrand einen Reifen wechseln; sogar einen Kettenriss. Dann fahren sie so unkonzentriert, dass ein Sturz in den weichen Strassengraben Gott sei Dank harmlos ausgeht. Leider ist ein deutscher Teilnehmer von einem Auto angefahren worden, der Seitenstabilisator am Rahmen gebrochen, Polizei, etc. Nix passiert und er bekommt ein Ersatzrad gestellt.
Dann gibts da plötzlich durchdrehende Bullen am Strassenrand, da bist du aber ganz schnell auf 50 km/h, genauso wie mich plötzlich ein Hund verfolgt.
Ich versuche wie immer etwas smart zu fahren und vorauszuschauen und vorauszuahnen, damit komme ich offensichtlich ganz gut zurecht, da ich nie in solche Situationen komme, also ausser das mit den Hunden. Aber das ist Postboten-Gen.
Hier schnell ein paar Fotos des Tages:
Und dann kam der Schlussanstieg, Höhenprofil ganz rechts, also nur noch ein paar km.
Das sieht dann so aus, quasi steht unten eine Warntafel, was dich erwartet, wenn du da mit dem Rad hochfahren willst.
Freundlicherweise wartete hier das Begleitfahrzeug und du musst OK signalisieren am vorbeifahren.
Noch 1 km, auch der ist lang …
Oben sieht es dann so aus, man muss nicht glauben, dass es den Cracks nicht auch weh tut.
Am Ende sind wir also wieder 169 km weiter, alle so ziemlich gesund und munter und meinen grünen Frosch habe ich immer noch bei mir, aber inzwischen kamen Ideen, wie man den Teebeuteln beikommen kann.
Immer weiter … immer weiter ..
Hey Roland,
ich drück Dir die Daumen für die Berge – Marie Blanche hast Du doch auch geschafft!!!
Liebe Grüße aus Bremen
Ina