Unterdessen wurde in Frankreich Rad gefahren, 225 km, 1900 Höhenmeter und 10:30 Stunden war ich unterwegs. Das drückt aber nur die Fakten aus. Die “alternativen” Fakten heissen Regen, Sturm, Windstärke 6. Das war eine harte Prüfung heute, das war echt anstrenend.

Nun, es ging eigentlich ganz leicht los, jedem war klar, das es irgendwann etwas nass werden würde, so waren wir alle entsprechend angezogen und vorbereitet. Bis zum ersten Stopp, nach 40 km, stimmte das auch noch alles. Aber dann …

… öffnete der Himmel seine Pforten und kam mit erheblichem Wind daher. Regen geht ja noch, da ist man dann halt mal nass und das wars, aber ein Wind in Sturmformat ist schon weniger erbaulich. Vor allem, wenn es ständig gegen dich bläst.

E6

Irgendwie zerrt das aber dennoch nicht an der Moral der Teilnehmer, auch nicht, dass wir über mehr als 100km auf einer Überlandautostrasse mit Lastwagen und echt Verkehr unterwegs waren. Wenn man mal nass ist gehts eigentlich nicht mehr um die Wetterumstände, man akzeptiert das und fährt weiter.

Dann allerdings und endlich ging es weg von der Landstrasse, in eine zauberhafte ländliche Umgebung, Wald, kleine Strasse, mal da ein Flüsschen, ein Dorf … kann man als Belohnung verstehen. Dann ging es in die Champagne, tolle Gegend, sehr schöne Landschaft. Natürlich liefen Witze anzuhalten und die Köstlichkeiten zu probieren, aber irgendwie machen sie es dann doch nicht. Ich wette die Pyrenäentruppe hätte sich das nicht entgehen lassen … okay, wir sind ja auf der Tour de France. Und, ja, es geht hier schon anders zu …

Was einem da alles kommt, wenn man da so alleine unterwegs ist, alles mögliche, wollte gerne einen Marker haben, der alle Gedanken festhält und ich später wieder haben kann. Irgendwann ist das Meditation …

Fotos habe ich heute nicht so aussagekräftige, man sieht die Wirklichkeit einfach nicht.

Am Ende gab es 30 km vor dem Ziel, also nach 195km im Sattel, noch ein Platteau zu bewätligen bei dem ich offengestanden an Grenzen kam und mich wirklich psychisch steuern musste. Hey, das war so hart, da oben bliess ein Wind gegen mich, gefühlte Orkanstufe und ich natürlich ganz alleine, weil die Teebeutel ja Regeln für alles mögliche haben, aber am Ende doch nicht auf den anderen schaun. Puh, also wenn ich einen 5% fallenden Berg mit 17 km/h runterfahre ist echt was los. Das, 20 km vor dem Ziel, war heftig.

Am Ende bin wieder angekommen. Und da war dann noch der Frosch …

Profile

Ja, die Sache mit dem Frosch. Ich hatte also einige Zeit mir was zu überlegen, also dachte ich mir, packe ich die Teebeutel, wie sie sind. Nach dem grossen Dinner kam ich dann an die Reihe … eine Kunstpause (damit auch alle zuhören … keine 20sec und der Saal mit 100 Leuten war ruhig) und das Intro war dann etwa:

  • ich hatte so tolle Gespräche mit einigen von euch über Politik, Wirtschaft, etc.
  • wundere mich, dass ihr so an Regeln hängt.
  • hey, ihr bleibt alle an roten Ampeln stehen,
  • niemand in Italien, Spanien macht das, Rot ist dort nur eine Art  Vorschlag
  • ihr stellt euch auch immer hinter allen Autos an (you Q)
  • usw. (noch ein paar mehr Beispiele)
  • –> Hey, wenn ihr so addicted (abhängig) von Regeln seid, wieso wollt ihr die EU verlassen, die Mutterinstitution der Regelschaffenden??
  • Den Frosch bekam als nächster ein Engländer, der sich an der Massage vordrängte, vor Chris, der mit mir die 225 harten km gefahren ist, übrigens die anderen 6 Tage zuvor auch. Besagter Engländer schoss den Vogel ab, weil er als Tour Taster (zu deutsch Reinschmecker) grad angekommen ist und mal morgen eine Etappe mitradeln möchte. Muss ich noch was sagen? Er ist der Frosch. Alle am Bodensee würden sagen, er ist der Frosch.

Unglaublich, aber wirklich jeder beglückwünschte mich im Aufzug, am Buffet, an der Bar und überall  zu meiner Rede, nachdem ich ja gestern um Aufschub. gebeten hatte.

Zum Ende heute noch ein kleines Video der ganzen Gang aus einem Morgen in den Ardennen:

Video

Es bleiben nun die 40 Lifers, die die ganze Tour fahren und dazu kommen täglich andere, die das mal ausprobieren – sich massieren lassen – wollen.

Da kommen dann Engländer, die noch keine 120 km am Stück und schon gar nicht mehrmals in der Woche gefahren sind. DIe Lifers geben dann Zeichen, lustig …

Die fahren dann mit dem Auto zum Ende.

Leider haben wir von den Lifers nun auch erste Ausfälle und ich danke Christoph nochmal herzlich, mich auf die echten Gefahren abseits sensibilisiert zu haben. Deine Worte und der Schwung sind bei mir.

Hey, aber es sind schon ein paar echt coole Leute dabei, einige haben auch nur Radfahren im Hirn und begrüssen dich ständig mit hey you, how you’re doing. Andere sind dann plötzlich Gesprächspartner, erzählen aus ihrer Welt wenn man, eben noch alleine, sich irgenwo zusammengefunden hat, schön.

Das wird noch interessant die nächsten Wochen.

Könnt ihr dann endlich mal aufessen, damit es endlich gutes Wetter gibt, Mensch …

Wenngleich das ein echt anstengender Tag war, diese Überlandtour wirklich niemand braucht, will ich die positiven Erkenntnisse herausstellen:

  • wir haben jetzt in ein paar Tagen über 1000 km zurückgelegt
  • ich habe keinerlei Blessuren, nix zwickt, alles wie immer
  • bekomme das Gefühl, dass sich meine Ausdauerleistung verbessert, kann länger mit niedrigem Puls schnell (34 km/h alleine im Wind) fahren
  • inzwischen ist es mir wurscht was kommt, ich fahr es einfach ..

In diesem Sinne …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert