Ausschlafen, Badewanne, Therme und 3 mal richtig Essen. Die Gruppe hat es bis Eaux Bonnes ins berühmte Hotel Richelieu geschafft, sich den Ruhetag verdient, bevor es morgen richtig ernst wird.

Eaux Bonnes ist ein etwas aus der Zeit gefallener Kurort an einer Thermalquelle. Heute mutet er jedoch eher den Charme dieser Vergangenheit an, ein aufgelassenes Grand Hotel, verlassene, teils verfallene Häuser und ein nur manchmal betriebenes Casino. Aber das Thermalbad wird scheinbar noch betrieben. Dennoch ist Eaux Bonnes durch den Radsport immer wieder im Mittelpunkt und alle steigen im Richelieu ab. Als Einstieg in die berühmten Pyrenäenberge – kurz vor dem Col du Ausbique – wird hier von jeder Art Radsportlern Station gemacht und alle paar Jahre kommt die große Tour de France hier durch.

6. Etappe – Saint Jean Pied de Port – Eaux Bonnes

Nach den vielen Flachetappen hatten die Fahrer gestern mit dem Einstieg in die ersten Berge der Pyrenäen unter leider etwas widrigen Bedingungen – kalt und Regen – zu kämpfen. Und dann kam am Ende noch der berüchtigte Col de Marie Blanque dazu. Berüchtigt, weil am Ende einer durchaus anspruchsvollen Etappe geht es dann nochmal ständig 13% nach oben und gestern hatte es auch noch Regen und kalt, da kann ich mir gut vorstellen, wie manche zu kämpfen hatten.

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Diese und die nächste Etappe über die großen Berge waren Teil meiner Pyrenäentour im Jahr 2016. Daher weiss ich aus eigener Erfahrung wie sich das anfühlt und was auf einem zukommt.  Das gilt speziell für Morgen, am Sonntag die 7. Etappe, die Königsetappe der Pyrenäen.

Morgen geht es in die 7. Etappe in die großen Berge der Pyrenäen

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Die klassische Pyrenäen-Königs-Etappe beginnt morgen mit einem Angriff auf vier berühmte Berggiganten. Der erste Anstieg ist der zum Col de Aubisque (1709m), der von der Tour 45 Mal besucht wurde. Er wurde 1969 von Eddy Merckx und zuletzt vom immer aggressiven Thomas Voeckler im Jahr 2012 gewonnen.

Gleich unterhalb des Hotel Richeliue geht es rechts weg und der Anstieg beginnt. Zunächst pedalliert man sehr abwechslungsreiche Kurven bis zur Skistation, hier wechselt die Strecke dann in Serpentien bis zum Gipfel. Es ist ein relativ gleichmäßiger nicht steiler Anstieg, 8% sind wohl hier das Maximum und man kommt auf 1700m. Die Abfahrt werden alle Teilnehmer genießen, sie führt über kleine Straßen durch ruhige und wenig erschloßene Gegenden.

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Als nächstes kommt der Col du Tourmalet (2115m),  der meist besuchte Aufstieg in der Geschichte der Tour de France(83-mal). Der „Adler von Toledo“, Frederico Bahamontes, gewann viermal auf dem Tourmalet.

Ich erinnere mich noch wie mir der erste Teil des Tourmalet schwer vorgekommen ist. Denn es geht immer gerade aus hoch, immer 10-12% ohne Pause und das auch an einer schnurgeraden Straße durch ein Skidorf. Erst ab der Mittelstation wird es abwechslungsreich, hier beginnen die Serpentinen hinauf bis zum Gipfel. Wenn es hier nicht regnet ist diese Strecke wunderschön, weil man eine grandiose Aussicht geniessen kann. Auch hier ist die Abfahrt wieder ein Traum, über kleine Straßen durch eine unberührte Gegend. Einzig am Sonntag können verrückte Motorradfahrer unterwegs sein, die hier eine Rennstrecke vermuten.

Weiter get es zum Col de Aspin (1489m), er war 71 Mal in der Tour de France, wurde 2017 von Steve Cummings und zuletzt von Julian Alaphillippe gewonnen. Diese paar Höhenmeter, ca 500,  mit wenig steilen Anstiegen wird dann niemanden mehr sehr fordern. Auch her ist die Abfahrt nach Arreau über kleine Straßen ein Genuss.

Der letzte Anstieg zum Col du Peyresourde (1569 m) wird dann für die meisten Fahrer zur echten Herausforderung. Man hat nun den ganzen Tag in den Beinen, bereits 4 hohe Pässe erklommen, nun liegt es an der Moral weiter zu fahren und diesen letzten Anstieg von immerhin noch einmal 1000 Höhenmeter anzugehen. Die gute Nachricht ist aber, auch dieser Berg ist nicht steil und eher „smooth“ zu fahren bis man an der Passhöhe das berühme Schild „Crepes 50 cent“ erkennen kann. Dieser Col du Peyresourde (1569 m), ist der Ort, in der 2016 der berühmte Angriff von Chris Froome stattfand, der Eddy Merckx nacheiferte und den Sieg in Luchon und insgesamt inszenierte.

Erleichtert und glücklich werden sie dann nach Luchon hinunter rollen und sich auf den Abend freuen. Hier das  Überflugvideo dieser imposanten Gegend.

Herzlichen Dank für all die Genesungswünsche und Aufmunterungen. Ich arbeite an meinem Recovery. Wenn ich es schaffe, daß sich die Knochenstellung wieder in die natürliche Form zurückbewegt, kann ich auf das Zusammenwachsen der Knochen ohne Operation hoffen. Gina, eine Ärztin unter den Riders gab mir diesen Rat und ein paar Übungen, wie ich das erreichen kann. Da es nur ein einfacher Bruch ist und auf dem Röntgenbild zu sehen war, die Knochen sind nur ein wenig verschoben, ist die Change gut, daß ich das schaffe.

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Als ich meine Sachen ausgepackte, fand ich auf der Rückseite beschriebene Visitenkarten des Hotels in Royan mit besten Wünschen und wie es die Gruppe bedauert, daß ich nicht mehr dabei bin. Auch das zeigt was für eine tolle Gruppe ich verlassen mußte.

Der einzige Trost ist, daß ich diese tolle Etappe schon mal gefahren bin. Dennoch hätte ich diesen wunderbaren Tag noch einmal erlebt, zumal morgen auch tolles Wetter sein wird.  So sitze ich hier und drücken allen die Daumen, auf daß sie gut durch kommen.

Aber wie wir sehen können sind sie guten Mutes. Hier das Grußfoto vom Abendessen vor dem großem Tag. Man könnte jetzt aber auch sagen, die meisten wissen nicht was kommt …

gang

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