2023 war für mich ein eher ereignisloses Radsportjahr, dafür jedoch zu Abschluss doch noch eine Tour und wenigstens einen Tourreport mit schönen Impressionen für meine Fans. Als meine Radsportfreunde und ich Anfang des Jahres diskutierten wo wir eine Tour planen könnten, setzte sich meine Idee von Sizilien durch und so organisierten wir uns auf ein Treffen im Oktober in Catania, was sich im Nachhinein als sehr gute Entscheidung herausstellte.
In der Antike war die Insel Teil der „glücklichen Breiten“, wie die Historiker den Mittelmeerraum vor 2000 Jahren nennen. Damals herrschte ein mildes Klima in dem ein Reichtum an landwirtschaftlichen Früchten gedeihen. Erst als das Korn aus Sizilien nicht mehr reichte die Bevölkerung Roms zu ernähren, denn die wuchs bald auf 1 Mio. Einwohner und Brot für alle umsonst ausgegeben wurde, war man gezwungen neue Kornkammern zu erobern, darum die Expansion nach Ägypten und die Geschichte mit Kleopatra.
Insel der Götter kann man heute übersetzten mit der Insel der Oligarchen, wie Cicero, Seneca, Catillna, Tactius, Pompeius Magnus und andere, die es in der Römischem Republik zu obszönem Reichtum brachten. Sie hatten alle ihre Residenzen auf der Insel und führten ein wahrhaft himmlisches Dasein. In Ausgrabungen der historischen Stätte von Agrigent kann man das heute noch eindrucksvoll nachvollziehen.
Wir wählten also Catania, die zweit größte Stadt Siziliens, als Basis. Angebunden an das Schienennetz erlaubte es uns ein etwas größeren Radius zu besuchen und nach einer Ausfahrt dort zu Essen und mit dem Zug zurückzukehren oder umgekehrt.
Prolog | Ankunft in Catania
Ich kam einen Tag vor Chris und Neil und hatte Gelegenheit für eine Stadtbesichtigung mit dem Rad. Und dann wieder der italienische Verkehr, in dem alle vorankommen sollen und jeder immer eine Tür offen lässt, in die ein anderer einordnen kann, so war das wieder einfach im Stadtverkehr vorwärts zu kommen.
Impressionen
Hier ein paar Eindrücke aus meinem Rundgang in der Innenstadt.
Fischmarkt und Gastroszene
Hinter diesem wunderschönen Brunnen liegt der Fischmarkt, der Samstag Vormittag den ganzen Reichtum an Fisch und Meeresfrüchten bietet und nicht nur für Touristen ein Magnet ist. Daran schließt sich eine Vielzahl Restaurants jeglicher Couleur an. Ganz wunderbar ist die mit bunten Regenschirmen abgehängte Piazza und deren Verbindungsgassen. Natürlich waren wir hier des Öfteren unsere tagsüber geleerten Kalorienspeicher auffüllen und es war jedes mal ein Genuss.
Tag 1 | Catania – Syrakus
Die erste Ausfahrt führte uns gleich nach Süden Richtung Syrakus. Der Plan war dort Abendessen und mit dem Zug zurück nach Catania.
Auf dem Weg dorthin mussten wir allerdings erst einmal eine längere Strecke auf einer Hauptverkehrsstraße mit viel Verkehr zurücklegen, also in Formation fahren und Gas geben. Erst als wir nach Augusta abbiegen konnten, fanden wir kleine, verkehrsarme Straßen. Dort wollten wir dann Kaffeepause machen, was aber zur, in Italien ungünstigen Zeit war, an der alles zu hat.
Nun bekam ich schon meinen Spruch um die Ohren geflogen, weil ich vorher sagte, in Italien verhungert man nicht, da findet man immer eine offene Bar/Pizzeria/Restaurante und die Jungs verloren schon die Zuversicht. Ich lies mich aber nicht davon abbringen weiter zu suchen und wurde fündig und genau den besten Platz mit Aussicht über die Bucht von Augusta und alles was wir brauchten.
Syrakus ist eine etwa 730 vor Christus von den Griechen gegründete Stadt mit einer wunderschönen Meerespromenade, an der die Leute in Restaurants und Bars den Sonnenuntergang genießen. Und wie man hier auf dem Foto sehen kann, waren sie auch noch am Strand im Meer baden, im Oktober.
Tag 2 | Taormina Giro
Morgens mit dem Zug nach Taormina, die historische Stadt besichtigen und anschließend eine Runde im Land fahren war der Plan. Nun liegt der Bahnhof jedoch unten am Meer und die Stadt oben auf 250 und der obere Teil auf 500 Meter über dem Meer. Meine Englischen Freunde vermuteten das Theater natürlich ganz oben, obwohl im Reiseführer andere Position angegeben war. So mussten wir also gleich zu Anfang einen ziemlich steilen Anstieg bis obenhin zurück legen, um dann festzustellen, das da gar nichts ist. Aber Radfahrer fahren ja immer gerne in die Berge hinauf, wegen der Aussicht versteht sich.
Dennoch Taormina lohnte sich und nach den historischem Rundgang wurde die nächste Route besprochen, die herausstechenden Landmarken waren von hier oben aus gut zu sehen.
Hier die Route Taormina nach Castelone di Sicilia. Leider hat mein Garmin hier die Funktion aufgegeben und einige Kilometer und Höhenmeter der Strecke „verschluckt“. Ein Neustart zeichnete dann den zweiten Teil auf.
Tag 3 | Ätna
Ein Tag der mich an meine Grenzen brachte. Nun bin ich schon so viele hohe Berge gefahren, was jedoch hier geschah kannte ich noch nicht, ich litt unter erheblichen Wassermangel.
Schon der Anstieg von Catania zum Ätna geht es immer bergauf und es war Vormittags schon 30 Grad in der Sonne. Nach etwa 1 Stunde suchten wir eine Bar und nahmen Kaffee und Wasser, besprachen noch die Route zum Berg und führen los. Ich trank schon im Cafe genügend Wasser und füllte meine Flaschen nach.
Am Berg trennten wir uns und jeder fuhr sein Tempo, ich war also bald mal wieder alleine mit mir, dem Vulkan, der Sonne und den Gedanken und es wurde heißer in der Mittagssonne. Bald merkte ich, dass mein Wasservorrat nicht reichen würde, so hielt ich immer Ausschau nach Möglichkeiten nachzutanken, die es jedoch nicht gab.
Dann wurden die Anstiege immer zwischen 7 – 12 % und ich merkte, dass ich schwach werde, aber nach einem Mund voll Wasser wieder okay bin. So wurde mir klar, ich werde die noch verbleibenden 8 km und 700 Höhenmeter nicht ohne neues Wasser schaffen. Sollte ich keines bekommen, würde ich umkehren müssen.
Als dann meinen Flaschen immer leerer wurden hielt ich Ausschau nach Autos, Touristen, die ich bitten könnte und genau das rettete mich. Es kam mir dann langsam ein Auto mit französischem Kennzeichen entgegen. Ich nahm eine leere Flasche und schüttelte diese fragend dem Fahrer entgegen. Die hielten an und freuten sich mir zu helfen. Weiter oben verkaufte eine Italienerin Honig am Straßenrad und mir Wasser. Etwa 3 km vor dem Gipfel standen Italienische Touristen, die mich mit Wasser versorgten. Ohne die Hilfe von zusätzlichem Wasser wäre ich niemals diesen Berg hinauf gekommen und hätte umdrehen müssen.
Chris und Neil warteten oben etwa 30 Minuten auf mich, sagten sie zumindest, ich erzählte meine Geschichte von meinen Wasserversorgern und wir nahmen die lange Abfahrt in Angriff.
Am Abend sah ich Neil sorgenvoll an, der sichtlich angegriffen wirkte und es kam heraus, dass er kein zusätzliches Wasser hatte. Seine Dehydrierung sollte noch den nächsten Tag nachwirken.
Impressionen
Am Ende, ich war auf dem Ätna. Spektakulär war es nicht, der Vulkan ist ja nochmal 1500 Meter weiter oben. Soviel Wasser wie an diesem Tag habe ich aber mein Leben noch nicht getrunken.
Tag 4 | Syrakus – Noto -Syrakus
Syrakus ist eine der schönsten Städte Siziliens und meine Freunde wollten unbedingt Noto sehen, das nach einem Erdbeben, wie Regusa, im barockem Stil neu aufgebaut wurde und heute zum UNESCO Kulturerbe gehört.
Der Plan war die Küste hinunter nach Noto und eine Schleife durch das Landesinnere zurück nach Syrakus, um dort noch einmal Sightseeing und Abendessen geniesen, denn auch Chris und Neil fanden Syrakus klasse.
Impressionen Noto
Und, na ja, Sizilien ist halt nicht flach und so ging es von Noto nach Syrakus ständig auf und ab. Zuerst auch wieder über große Straßen mit Verkehr, aber dann fand Neil einen Abzweig, der uns auf 700 Meter hoch brachte und dann eine unglaubliche Abfahrt auf neuem Straßenbelag hinunter nach Floridia brachte. Und von hier ging es dann die letzten 20 km in Formation mit 40+ km/h nach Syrakus.
Impressionen Syrakus
Tag 5 | Catania Giro
Erholung war nötig nach dem Hitzetag am Ätna und den Sprints nach Syrakus, deswegen ich heute nur eine Erholungsfahrt absolvierte, die Gruppe etwas früher verließ und mir in der Stadt ein ausgiebiges Mittagessen gönnte.
Tag 6 | Abschiedsfahrt die Küste hinauf
Der letzte Tag, Abflug um 17:00, aber doch nochmal auf die Strecke, die Küste hinauf durch die Dörfer und Badeorte. Und in der Tat waren da noch, wie auch zuletzt in Syrakus, noch einige am Strand und im Wasser. Wir verabschiedeten uns dann in Fumefreddo am Bahnhof, die beiden fuhren weiter und ich mit dem Zug zurück nach Catania ins Hotel, packen und ab zum Flughafen.
Auch diese kleine Strecke war es nochmal wert und ein schöner Abschied einer wunderbaren Woche.
Impressionen
Fazit – Eine Woche in Catania
Super, definitiv. Sizilien im Oktober ist klasse, nicht zu heiß, gutes Wetter, wenig Touristen und entspannte Italiener. Wer noch baden will findet gute Strände außerhalb oder auch in der Stadt, wie in Syrakus und das Meer ist noch warm genug. Und natürlich fantastisches Essen. Sie Städte haben romantischen Flair wie selten gefunden und Abends ist draußen lebhaftes und lachendes Italien. Catania hat echt Spaß gemacht.
Nachts in Catania
Die Via Filomena ist unweit des Theaters die Straße mit Bars und Restaurants in der Abends das mediterane Treiben herrscht. Der untere Teil ist eher fürs zusammen kommen und etwas trinken, während es immer weiter nach oben ein Restaurante an das nächste reiht und alle sind außergewöhnlich und verschieden. Hier gibt es für jeden was sein Herz begehrt und man bereut nicht mehr Zeit zu haben.
Auf Natalies Frage, ob ich nun mit Sizilien durch bin, natürlich nicht, da fehlt doch noch die obere Seite von Palermo nach Capo di Orlando und ganz bestimmt noch ganz viel mehr.
Den Umständen entsprechend schön gemachter Bericht, der die anspruchsvollen Touren durch die teils sehr detailierte Berichtsweise aufzeigt. leider war ich nicht mit einer wirklich guten Kamera dabei. Motive gab es genug !
Danke für die mögliche Teilnahme. Tolle Leistung