Sie haben es alle bis nach Paris geschafft. Eine Grand Tour zu absolvieren ist – egal ob Profi oder Amateur – eine grandiose Leistung und ein Meilenstein in euerem Leben. Ich ziehe alle meine Hüte, Mützen und Kopftücher, sende Glückwünsche und habe großen vor Respekt jedem einzelnen. Well done.

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20. Etappe – Nemours – Paris

Die letzten 4 Etappen wurde noch von der Hälfte der Gruppe absolviert, die anderen hatten bereits in Dole die Heimreise angetreten. So kamen heute Mittag, nach leichten und flachen 100 km noch 11 Fahrer nach Paris.

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Interview mit dem Veranstaltern

Zuletzt konnte ich noch ein kleines Interview mit Chris und dem Veranstalter Richard von Velocene führen.

Wie geht es euch nach 20 Tagen rund um Frankreich?

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Ganz gut und nicht mal so sehr müde, aber dennoch spüren wir die absolvierte Strecke. Die Beine werden zwar immer stärker und drehen zwar fast wie von selbst, aber das „Fahrgestell“ ist schon etwas beansprucht.

Die Profis sind da sicher mehr ausgezehrt. Während die täglich an die körperlichen Grenzen gehen, sind wir ja kein Rennen gefahren und haben etwa die Doppelte Zeit für die Rundfahrt gebraucht. Also alles in allem gehts uns ganz gut.

So sehen Radfahrerbeine aus. Nach 3 Wochen, 20 Etappen, 3’300km und etwa 45km nach oben in den Bergen.

Was macht es aus eine Grand Tour zu fahren?

Die Tour de France ist das berühmteste und härteste Radrennen der Welt. Eine Tour zu fahren ist ein Privileg, respektiere sie oder sie wird dich beißen. Als Amateure fahren wir kein Rennen, wir fahren so ambitioniert, wie es unsere Fitness zulässt. Dass die Profis das doppelt so schnell fahren als wir ist fast irreal. Uns verlangt diese Reise nicht nur körperlich einiges ab, mentale Stärke ist ebenfalls nötig, besonders wenn man den ganzen Tag im Regen bei nur 5 Grad Celsius fahren muss. Egal wie stark du bist, respektiere immer die Tour. Aber am Ende sind es diese 3 Wochen, diese unglaubliche Reise und deine Erfahrungen, die es ausmacht eine Tour de France zu fahren.

Was war der Unterschied dieser Tour zu der Tour de Force 2017?

Der Unterschied ergab sich aus der Planung nicht die aktuelle Tour nachzufahren, denn hier gibt es heutzutage einfach zu viele Transfers vom Ziel zum nächsten Start. Wir wollten eher nach dem Prinzip Ski-In/Ski-Out vorgehen, das Hotel sollte Ankunft und Abfahrt sein. Genau darum wählten die Strecke aus dem Jahr 1972, sie bot diese perfekte Schleife.

Wir waren somit nicht mit dem extra Aufwand der Transfers konfrontiert und sparten reichlich Zeit. Auch wollten wir keine ausgiebigen Zwischenstopps organisieren und die Etappen eher zügig durchfahren, damit wir am Nachmittag im Ziel ankommen und die Teilnehmer noch Zeit für andere Aktivitäten haben. Das hat sehr gut geklappt und ist auch gut angekommen. Vor allem nach schwierigen und anstrengenden Etappen war so auch mehr Zeit zur Erholung.

Hattet ihr schwere Tage und was war der beste Tag?

In den Pyrenäen hatten wir zu kämpfen. Wir kamen von der sonnigen und warmen Atlantikküste plötzlich in kaltes und nasses Wetter. Zwei Etappen lang Regen und nur 5 – 7 Grad. Hier waren wir alle froh um den ersten Ruhetag in Eaux Bonnes, zumal ja auch Wetterbesserung angesagt war.

Der beste Tag war wohl die Etappe am Mont Ventoux nach dem Ruhetag in Carpentras. Trotz der Hitze haben alle Teilnehmer relativ entspannt und freudig diese Hürde genommen und sind am Ende mit einem Lächeln ins Hotel gerollt, wo wir noch sehr lange zusammen saßen und der Tag fast kein Ende nahm.

Wie hat die Gruppe funktioniert, die sich ja alle vorher nicht oder nur zum Teil kannten?

Den Teilnehmern möchte ich ein großes Kompliment machen. Es waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten dabei, aber ungeachtet des fahrerischen Niveaus oder Fitnesszustand des Einzelnen, gab es untereinander immer Unterstützung und aufmunternde Worte. Sie kümmerten sich wirklich um einander. Jeder wollte natürlich gut abschneiden und es gab stärkere und nicht so starke Teilnehmer, aber es war eben auch kein Rennen, sondern man wollte gemeinsam diese Tour bestreiten. Die Guten haben es dann auch vermieden das Tempo zu stark zu forcieren und auch die Abfahrten eher entspannt angehen, damit auf niemanden besonderer Druck aufkommt. Das hat mir sehr gut gefallen. Ein toller Haufen, der es bis Paris geschafft hat, noch dazu waren manche schon über 60.

Es ist auch interessant die Reise mit den Augen der anderen Fahrer, oder der Crew Mitglieder zu betrachten. Jeder erlebt es auf eine andere Weise und es gibt viel Respekt untereinander, damit auch jeder seine beste Tour erlebt.

Diesmal gab es ja keine Markierungen auf der Straße, wie funktionierte das GPS Routing?

GPS war fantastisch, niemand braucht gelbe Pfeile als Streckenmarkierung. Einige Male führte uns das GPS in ein Kornfeld, einmal sogar einen Treppensteig hinunter. Nun, die Strecke wurde eben am Computer geplant. Es war jedoch immer relativ einfach wieder auf die richtige Strecke zurückzukommen, auch wenn mal eine Straße gesperrt war, fanden wir sofort wieder zurück auf die Route.

Technische Probleme auf 3’300 km?

So unglaublich es klingt, es gab keine. Nicht einmal einen platten Reifen. Das lag wohl auch daran, dass alle Teilnehmer mit perfekt präparierten Rädern zu uns kamen. Auf 3’300 km keine Defekte ist schon außergewöhnlich. So haben wir unsere Werkzeuge und Ersatzteile umsonst mitgenommen.

Zusammenfassend, was ist euer Fazit.

Die Tour ist das Beste was es im Radsport gibt und ausdrücklich nicht den Profis vorbehalten. Auch ein Amateur kann die Tour fahren. Wir haben nun mit Velosence einen Partner, der das in unserem Sinne organisieren und durchführen kann. Lasst euch den Weg von Velosence weisen, trainiert und bereitet euch darauf vor, dann könnt auch ihr ein Tour Fahrer werden. Fahrt die Tour in eurem eigenen Tempo, respektiert sie und ihr werdet eine Lebenserfahrung machen.

Und wie geht’s weiter, was ist euer Ausblick auf 2020?

Wir können jetzt schon sagen es hat wunderbar funktioniert, wie wir es geplant und durchgeführt haben. So werden wir es für 2020 wieder angehen, eine neue Tour anbieten und etwa doppelt so viele Fahrer aufnehmen, denn diesmal mussten wir einigen absagen. Auch denken wir darüber nach das Konzept auf einem Giro d‘Italia oder eine Spanienrundfahrt anzuwenden, lasst euch überraschen.

Chris Lewis und Richard Lebon wünschen viele Grüße an unsere deutschen Leser. 

Und wie geht’s nun mit mir weiter

Ich würde jetzt top fit, braun gebrannt, 5 kg leichter und einer großartigen Erfahrung reicher aus Paris zurückkommen und hätte meine dritte große Rundfahrt absolviert. Wäre mir nicht dieser 2 cm Randstein bei der ersten Etappe zum Verhängnis geworden. So bin ich jetzt der Vogel mit dem gebrochenen Flügel und genauso fühle ich mich auch. So ein wunderschöner Sommer und ich hänge ruhig gestelltem Arm herum. Eine Unachtsamkeit und so ein Desaster, wie mein Freund Andy meinte. Und nein, meine Enttäuschung hat sich noch nicht gelegt.

Der Doc der Sportklinik meint, mein Schlüsselbein wird, so wie es jetzt aussieht, von selbst zusammenwachsen und ich werde wieder wie vorher alles machen können, aber es dauert eben seine Zeit. Nur im unwahrscheinlichen Fall, das klappt nicht, muss operiert werden. Ein gutes Zeichen sind die Röntgenaufnahmen und der Umstand, dass ich kaum Schmerz empfinde und am Schreibtisch arbeiten kann, aber näheres wissen wir Mitte August.

So, das soll es nun gewesen sein. Grüße an alle Radsportfreunde und Familien. Danke für all die Besserungswünsche und selbstverständlich bin ich nächstes Jahr wieder dabei, keine Frage. Und natürlich höre ich schon den Spott, daß von dem Sturz auf dem Kopf was geblieben ist. Das ist der lustige Teil, die ernste Seite davon ist, daß ich ohne Helm nicht hier sitzen würde und die Sache erheblich ernster ausgegangen wäre. Bitte fahrt niemals ohne Helm, auch keine kurzen Wege, immer mit!

Also, auf bald

Roland

*) all the best to the international cycling comunity I am happy to belong to.

 

Ein Gedanke zu „Das Finish in Paris (7. Juli)

  1. Quick and dirty, google supported, translation for all friends and cyclists in the UK and AU, the international cycling community I belong to.

    Interview with the organizer

    How are you doing finishing a Tour de France, in 20 days?

    Very good and not so tired, but we still feel the completed track. Although the legs are getting stronger and turn almost by itself, but the “chassis” is already somewhat stressed.
    The pros are certainly more haggard. While they went daily to the physical limits, we did not race and needed about double the time. So all in all, we are doing quite well.

    What makes it riding a Grand Tour?

    The Tour de France is the most famous and toughest cycling race in the world. Going on a tour is a privilege, respect it or it will bite you. As amateurs, we do not race, we drive as ambitious as our fitness allows. That the pros drive twice as fast as we are almost unreal. Not only does this journey require a lot of physical effort, mental strength is also needed, especially if you have to drive in the rain at just 5 degrees Celsius all day. No matter how strong you are, always respect the tour. But in the end it’s these 3 weeks, this incredible journey and your experiences that make it a Tour de France.

    WHAT WAS THE DIFFERENCE OF THIS TOUR TO THE TOUR DE FORCE in 2017?

    The difference came from planning not to follow the current tour because there are just too many transfers from destination to the next start today. We wanted to go more on the principle ski-in / ski-out, the hotel should be arrival and departure. That’s why the track from 1972 was chosen, it offered this perfect loop.

    We were therefore not faced with the extra expense of transfers and saved plenty of time. We also did not want to organize long stopovers and drive through the stages rather quickly, so that we arrive at the destination in the afternoon and the participants still have time for other activities. This worked very well and arrived well. Especially after difficult and exhausting stages was also more time for recreation.

    DID YOU HAD BAD DAYS AND WHAT WAS THE BEST?

    We had to fight in the Pyrenees. We came from the sunny and warm Atlantic coast suddenly in cold and wet weather. Two stages of rain and only 5 – 7 degrees. Here we were all happy for the first day of rest in Eaux Bonnes, especially since weather was also announced.

    The best day was probably the stage on Mont Ventoux after the rest day in Carpentras. Despite the heat, all participants have relaxed and happily taken this hurdle and ended up with a smile rolled into the hotel, where we sat together for a very long time and the day was almost endless.

    HOW HAS THE GROUP WORKED?

    I would like to compliment the participants. There were very different personalities, but regardless of the level of riding or individual fitness, there was always support and encouragement amongst each other. They really cared about each other. Of course everyone wanted to do well and there were stronger and not so strong participants, but it was not a race, but they wanted to do this tour together. The good guys then avoided pushing the pace too hard and also started the downhills more relaxed so that nobody would be particularly stressed. I liked that very much. A great bunch that made it to Paris, even more than some were already over 60.

    It is also interesting to look at the journey through the eyes of other drivers or crew members. Everyone experiences it in a different way and there is a lot of respect for each other, so that everyone experiences their best tour.

    THERE WERE NO MARKINGS ON THE ROAD HOW DID GPS ROUTING WORKED?

    GPS was fantastic, nobody needs yellow arrows as a route marker. A few times the GPS took us to a cornfield, even down a staircase. Well, the track was just planned on the computer. However, it was always relatively easy to get back on the right track, even if a road was closed, we found immediately back on the route.

    AS A SUMMERY, WHAT IS YOUR CONCLUSION.

    The tour is the best there is in cycling and specifically not reserved for professionals. An amateur can also ride the tour. We now have a partner with Velosence who can organize and execute this in our favor. Let’s point the way of Velosence, train and prepare for it, then you too can become a tour driver. Drive the tour at your own pace, respect it and you will have a life experience.

    AND WHATS NEXT, WHAT IS YOUR OUTLOOK FOR 2020?

    We can already say it worked just fine, as we planned and carried out it. So we’re going to do it again for 2020, offer a new tour and record about twice as many riders, because this time we had to cancel some. Also, we think about using the concept on a Giro d’Italia or a Tour of Spain, let us surprise you.

    Chris Lewis and Richard Lebon still wish greetings to our German readers.

    Finally, what’s about me?

    I would have come back from Paris in perfect fitness condition with tanned skin and lost about 5kg of weight.
    If there had not been this 2 cm curb at the first stage. So, now I am the bird with the broken wing and that’s exactly how I feel. Such a beautiful summer and I’m hanging around quietly. A carelessness and such a disaster, as my friend Andy said. And no, my disappointment has not yet settled.

    The doc of the sports clinic thinks my collarbone will grow together by itself and I will be able to do everything again as before, but it will take time. Only in the unlikely event that does not work, an operation is needed. The good sign are the X-rays and the fact that I hardly feel any pain, but we know more about this in mid-August.

    That’s it for now. Greetings to all cycling friends and families in the UK. Thanks for all the greetings and wished for improvement and of course I’m back next year, no question. And yes, I already hear the joke that there is something left over from the fall on my head. That’s the funny part, the serious side of it is the fact without a helmet I would not be sitting here and the matter would have been considerably more serious. Please never ride without helmet, no short distances, always with!

    All the best, Roland.

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