Nach all den Ein Tagestouren, Zwischenberichten, COV19 Absagen nun endlich mal wieder ein Event, das den Namen dieser Seite verdient, eine Tour. Eine Tour durch Portugal, die Transportugal Roads Tour. Vom Norden durchs Land bis in die südwestlichste Ecke zur letzten Bratwurst vor Amerika. Natürlich gibt’s dann auch wieder einen täglichen Tourreport mit Fotos, Interviews und Geschichten.

Kaum sind wir aus unserem Portugal Urlaub zurück, kommen meine Radsportfreunde aus London auf mich zu, mich motivierend für eine Radtour durch Portugal. Es gibt bereits seit Jahren eine Transportugal Mountain Bike Tour und offensichtlich hat das den Veranstalter dazu gebracht auch eine Tour für Rennräder auf den normalen Straßen zu organisieren.

Offen gestanden hatte ich bei unseren Fahrten von Porto via Lissabon an die Algarve nicht den Eindruck, dass sich hier Velofahren lohnen oder Spaß machen würde. Je mehr ich dann die Strecke studierte und je mehr der Englische Einfluss wirkte, war ich dann doch begeistert und schließlich entschlossen teil zu nehmen.

Zumal die Transportugal Road Tour die erste Veranstaltung für Rennräder ist, sind wir dann mal wieder Pioniere und das hat ja nun auch wieder seinen Reiz.

Die Tour

Auf einzigartigen Wegen mit legendären Steigungen, geht es über kleine, unauffällige Pässe, abwechselnd von vielseitigen und aufregenden Bergstrecken mit ihren atemberaubenden Nebenstraßen, über 7 Tagesetappen durch etwa 1.100 km mit mehr als 19.000 Höhenmeter durch Portugal.

Klar wird dies wieder anstrengend, täglich 150 – 200 km und 2000 – 3500 Höhenmeter Radfahren ist jetzt kein Spaziergang im Park, wie der Engländer sagt.

Was habe ich mir da wieder vorgenommen. Nun, dieses Jahr habe ich ja schon ein paar andere Herausforderungen bewältigt und fühle mich ganz gut auf dem Rad. Außerdem habe ich ja Chris und Ian an meiner Seite, was soll da schief gehen.

Also habe ich wieder Respekt und verstanden, dass ich mich wieder auf machen werde, eine gute Form zu finden. Damit ist der Biergarten- und Bodenseesommer auf nächstes Jahr verschoben. Aber da ist ja eh Tour de France würde Natalie jetzt sagen.

Die letzte Bratwurst vor Amerika

Das ist kein Scherz, das gibt es wirklich. Am südwestlichsten Kap von Portugal haben Deutsche – nein, keine Österreicher – eine Würstlbude eröffnet, die sich über die Jahre zu einem Punkt entwickelt hat an dem man gewesen sein muss. Jetzt nicht nur deswegen, die Aussicht soll auch noch großartig sein. Rentner leben in Portugal steuerfrei, so haben sich viele an der Algarve angesiedelt und pflegen eben auch hier etwas Heimatkultur. Hier ihre Website.

Die Etappen

Hier eine verkürzte Beschreibung der Strecken aus dem “road book” des Veranstalters mit ein paar Links zu den Orten.

1. Okt – Etappe 0: Braga

Wir treffen uns in Braga der größten Stadt nördlich von Porto, lernen uns kennen, checken das Equipment und haben noch einen entspannten Abend zusammen. Sicher wird es eine Art Einführung geben und anschließend tolles Abendessen.

2. Okt – Etappe 1: Braga – Peso da Régua

Der Nationalpark von Alvão ist die Landmarke der atemberaubenden ersten Etappe der Transportugal Roads 2022 Tour. Es geht also gleich sehr anspruchsvoll los mit 155 km und 3550 m bergauf auf dem Weg von Braga nach Peso da Régua.

Braga wurde über dem Fundament einer alten römischen Stadt, derzeit als Bracara Augusta bekannt, errichtet und beherbergt den ältesten portugiesischen Erzdiözesen der katholischen Kirche. Das Wahrzeichen der Stadt ist das Sanktuarium des Bom Jesus, ein heiliger Ort. Heutzutage bildet die Stadt Braga dem Hauptknotenpunkt im Norden Portugals.

Die Transportugal Roads Tour verlässt die Innenstadt von Braga und beginnt die berühmte Steigung von Falperra bis hinauf zum Sanktuarium des Bom Jesus von Braga, wo eine atemberaubend schöne Aussicht über die Stadt und darüber hinaus zum Genießen einlädt.

Eine Abfahrt Richtung Osten führt nun über eine kleine Bergstraße hinunter bis zum Fuß der langen Steigung in der Fafe Bergkette. Von hier aus geht die Route über eine steile Abfahrt direkt an die Verpflegungsstation und anschliessend führt die Route wieder nach oben bis hoch an die Spitze des Alvão Nationalparks, eine absolut unvergessliche Steigung in der Stille der Berge. 

Mit einem Schlag verändert sich nun drastisch die Landschaft und man befindet sich Mitten in den Weinbergen, des Douro Tales. Es gehört zum Weltkulturerbe der UNSECO und könnte genauso gut das verzauberte Tal genannt werden, so überwältigend sind die Anmut und Magie, die von seiner Landschaft ausgehen. Nun geht’s noch den Pass hinunter bis zum Fluss und dem Ende dieser Etappe in Peso da Régua.

3. Okt – Etappe 2: Peso da Régua – Manteigas

Nicht minder anspruchsvoll kommt es einen Tag später daher, mit 175 km und wieder 3280 m bergauf fahren wir die Nationalstraße 222, sie ist die wohl romantischste Straße Portugal, zumindest sagen das die Leute.

Die ersten 22 km zwischen Peso da Régua und Pinhão sind zweifellos das i-Tüpfelchen, wie sich die Straße so gemächlich durch die atemberaubenden Landschaften schlängelt. Einst wurde die EN222 als die weltweit beste Straße zum Radfahren gehandelt. Doch damit nicht genug, nun klettert der Weg über 15 unvergessliche Kilometer hinauf nach São João da Pesqueira, wo der Fluss und die Weinberge eine neue Dimension des Seins definieren.

Von hieraus setzt sich die Route für weitere 30 km auf der EN222 bis zur Verpflegungsstation im historischen Dorf Marialva fort. In einer zügigen Fahrt führt die Route nun durch eine sich drastisch verändernde Landschaft und bis zum Serra da Estrela Nationalpark, wo ein langer und herausfordernder Aufstieg mit einem gigantischen Ausblick über den Nationalpark und den Caldeirão Damm erwartet.

Doch das ist längst nicht alles! Von Fernão Joanes führt die Strecke nun in einer zügigen, 12 km langen, von kurzen, schnellen Kurven und dichter Vegetation geprägten Abfahrt nach Valhelhas. Dort angekommen, geht es an eine letzte Steigung des Tages bis hoch nach Manteigas.

4. Okt – Etappe 3: Manteigas – Lousä

Das Bezwingen des Torre stellt das Highlight dieser 3. Etappe dar. Mit 2.000 m ist er der höchste Punkt Portugals. Dafür sind es heute mildere 140 km, aber doch wieder 3260 Höhenmeter. Die Route startet 20 km bergauf mit steilen Pässen und einigen der schönsten Panoramablicke Portugals. Dieser Berg verdient eine besondere Erwähnung für seine landschaftliche Schönheit und Abgeschiedenheit. Nachdem die Steigung bis hoch auf den Torre bezwungen wurde, folgt eine 30 km lange Abfahrt.  

Eine abenteuer- und kurvenreiche Strecke führt den Berg herunter, entlang an bezaubernden Wäldern mit perfekten Aussichtspunkten über die fern unten im Tal gelegenen Dörfer. Dies ist einer der forderndsten Streckenabschnitte auf der Transportugal Roads Tour, denn die Kulissen sind so beeindruckend, dass man leicht die nötige Konzentration verliert.

Am Fuße dieser fantastischen Abfahrt führt die Route in das abgelegene Dorf Vide, an dem der Verpflegungspunkt dieser Etappe wartet mit der Aussicht auf die romantische Brücke, die sich über den Fluss von Alvoço spannt. 

Vide liegt tief im Tal, so führt der einzige Weg von hieraus bergauf, über eine 18 km lange Auffahrt mit steilen Pässen und weiteren atemberaubenden Ausblicken auf außergewöhnliche, kleine Dörfer, Quellen und Weideland, erreicht man das historische Dorf Piódão. Ein unverwechselbares Merkmal dieses Bergdorfes mit seinen schmalen, gewundenen Straßen ist der Schiefer, ein Stein der in dieser Region in großer Zahl vorhanden ist und zur Konstruktion der Häuser und für das Pflaster der Straßen verwendet wird. 

Sobald der Berg Serra da Estrela hinter einem liegt, befindet man sich bereits tief in Mitten des nächsten Berges, dem Serra do Açor. Von hieraus führt die Route noch ein paar Kilometer weiter bergauf, vorbei am kleinen Dorf Tojo, wo die Etappe auf einer geraden Strecke mit einem kulissenhaften Blick auf das Tal über die seitliche Spitze des Berges führt.

5. Okt – Etappe 4: Lousä – Alter do Chäo

Das Highlight der 4. Etappe ist die Fahrt durch die Berge von Lousã. Die Serra da Lousã beherbergt, in Mitten von Korkeichen, Kastanien, unzähligen Pinien, Rothirsche, Rehwild und Wildschweine. Zusammen mit der Serra da Estrela und den Açor Bergen, bildet die Serra da Lousã die beeindruckendste Gebirgskette Portugals: die Zentral-Kordilleren. Aber es wird nicht leichter, es sind wieder eine Strecke von 172 km und 3170 m bergauf.

Nach den ersten 20 km hat man bereits ca. 1.000 m auf einer unbeschreiblichen Bergstraße erklommen. Die gewundene Abfahrt von hieraus ist etwas, was in Erinnerung bleibt. Die Kurven, die Aussichtspunkte, die Landschaft, die Ruhe und friedliche Stille überall machen dies zu einem Radfahrerlebnis.

Vorbei an kleinen Dörfern, lässt die Route nun die Berge zurück und führt hinunter ins Tal, wo sie den Fluss Zezere überquert. Von hieraus ist es ein unzähliges Hoch und Runter durch diese hüglige Region des Landes, bis letztendlich den Tagus (den größten und bedeutendsten Fluss Portugals) erreicht ist.  

Durch vergessene Straßen führt die Route nun entlang des geografischen Zentrums Portugals in Vila de Rei – man befindet sich hier genau im Mittelpunkt des Landes, von Norden nach Süden und Osten nach Westen.

Nur wenige Kilometer weiter, führt die Route in das portugiesische Flachland, den Fluss Tagus im Dorf Belver überqueren. Während nun die Berge hinter uns liegen, ändert sich die Landschaft allmählich, nicht allzu markant, aber doch spürbar. Das Flachland des Alentejo vermittelt ein unbeschreibliches Gefühl, besonders wenn diese endlosen Straßen frei von sonstigem Verkehr durchquert werden.

Lediglich ein paar kleine verstreute Dörfer zieren die Landschaft, während die Route durch Monte da Pedra, mit seinen typischen weißen Häusern, und Crato führt, zwei der traditionellsten Dörfer des Alentejo.

6. Okt – Etappe 5: Alter Do Chäo – Albernoa

Alentejo ist einer der ruhigsten und traditionellsten Regionen Portugals und stellt einem mit seinem heiß-trockenen Klima und unermesslichen Flachland auf die Probe, sind heute lange 198 km aber lediglich 1670 Höhenmeter zu bewältigen. 

The Tour verlässt Alter in Richtung Benavila entlang des Maranhão Damms, einem derzeit friedlichsten Seen Portugals. Über angenehm verkehrsfreie Straßen, den Damm als treuen Begleiter, führt die Strecke in das hübsche Dorf Avis mit seinen satten Landschaften aus Kork- und Steineichenfeldern, uralten Olivenbäumen und Weideland soweit das Auge reicht. Einst war das Dorf durch das gleichnamige Kloster beschützt, welches auf der Spitze des Granitfelsens errichtet und vom Wasser des nahegelegenen Staudamms umgeben ist.  

Hinter jeder Kurve der Route wartet eine neue überwältigende Aussicht, das Wasser im Hintergrund und die Landschaft gespickt mit den typischen Kork- und Steineichenbäumen der Region. Jeder Augenblick, jeder Tritt ist ein Landschaftserlebnis, mit dem Horizont geprägt durch die Distanz und das strahlende Weiß der typischen Dörfer des Alentejo.

Nicht mehr lang und man durchquert Pavia, ein weiteres malerisches Dorf der Region, bis wenig später, nach einer sanften Strecke geradeaus, das Dorf Arraiolos mit seinem gut erhaltenen Schloss erreicht wird.

Hier bildet die Verpflegungsstation quasi die Landmarke auf dieser Route, denn von hieraus geht es weiter durch flaches, ebenes, steppenartiges Flachland, bis nach Viana do Alentejo, und wenig später, über eine sanfte Steigung, in das typische Dorf Alvito. Auf den letzten 50 km geht es noch durch weitere kleine Dörfer, doch den Großteil dieses Abschnittes, bis zum Schluss der Etappe, ist man ziemlich alleine unterwegs.

7. Okt – Etappe 6: Albernoa – Monchique

165 km und 2340 Höhenmeter hört sich im Vergleich zu vorher eher mild an. Aber der 6. Tag führt uns wieder zurück in die Berge. Das Highlight ist auf jeden Fall der Anstieg zum Foia, dem höchsten Punkt der Algarve. Eine anstrengende Steigung, aber zweifellos mehr als lohnenswert für die fantastische Aussicht über die Süd- und Westküste der Algarve.

Die Route bringt uns nach Santa Vitória, wo ein paar Kilometer auf der Nationalstraße 2, Portugals Route 66, zurückgelegt wird. Diese ikonische portugiesische Straße führt durch das Zentrum des Landes und zieht sich, mit einer Länge von mehr als 700 km, von der römischen Stadt Chaves an der spanischen Grenze im Norden bis hinunter zu den herrlichen südlichen Stränden der Algarve. 

Nachdem durchqueren von  Aljustrel erstreckt sich das Flachland und lässt scheinbar unendliche Landstraßen ohne Steigungen oder Abfahrten hinter einem. einfach durch das Alentejo rollen, bis in Odemira, einer der größten Ortschaften in der Umgebung, vor einem liegt. Von hieraus setzt sich die Route weiter in Richtung Süden auf der N120 fort, bis in einem  abgelegenerem Gebiet die Verpflegungsstation dieser Etappe in São Teotónio liegt.

Nun ist die Stille, die unberührte Natur, die kurzen Kurven und der Wald fühlen sich fast an, als ob Du spazieren gehst. Wir befindet sich nun auf den stillen Straßen Portugals, die über eine Distanz von 25 km hoch auf den Berg Foia führen. Der Anstieg ist absolut unvergesslich und mit kurzen, steilen Abschnitten mit 18-prozentigen Steigungen, sowie unbeschreiblich schönen Ausblicken auf das Gebirge, das Meer und den Wald gespickt! 

Nachdem der erklommenen Spitze, beginnt eine 15 km lange Abfahrt durch das kleine Dorf Monchique und weiter bis nach Alferce. Von hieraus führt die Route über eine weitere Auffahrt auf die andere Seite des Berges. Die folgende Abfahrt sticht durch ihren herrlich weiten Blick über den Odelouca Stausee mit seinem ausgefallenen Relief heraus und schon ist man im Ziel der heutigen Etappe.

8. Okt – Etappe 7: Monchique – Sagres

Die Abschiedsetappe führt über leichte 100 km und etwa 1400 Höhenmeter an die Atlanikküste der Algarve. Aber bevor es ans Meer geht, muss man die Berge von Monchique hinter sich lassen. Monchique ist der lebhafte Beweis dafür, dass die Algarve so viel mehr zu bieten hat als nur Sonne und Strand. 

Nach der Abfahrt vom Hotel, führt die Route auf eine lange, aber nicht zu steilen Anstieg mit einer einzigartigen Aussicht auf die wunderschönen Berge der Region. An der Spitze angekommen, kann man an wolkenklaren Tagen über den Atlantischen Ozean an der Südküste der Algarve blicken. 

Über die Landstraße auf dem Plateau führt die Route nun durch üppiges Grün und eine endlos erscheinende Abfahrt von circa 20 km abwärts, bis zum Stausee von Odiaxere. Das Gefühl von Ruhe und Friedlichkeit, die dieser Stausee ausstrahlt, ist unbeschreiblich. 

Nach dieser Erfahrung geht es weiter, tief in die Wildnis, wo es fern der Straße kaum eine Menschenseele zu geben scheint. Nur einige kleine, weiße Dörfer lassen sich hier und dort an der Spitze einer Auffahrt ausmachen, aber davon abgesehen durchläuft die Strecke größten Teils einsame und vergessene Bergstraßen. 

Der weitreichenden, offenen Landschaft folgend, geht es dann nach Westen, näher und immer näher in Richtung Ozean mit dem Duft des salzigen Meerwassers und der Sandstrände in der Luft sehen wir die ersten Surfer mit ihren unverwechselbaren Vans. Nun befinden wir uns in Mitten im Naturpark und die Landschaft verändert sich schlagartig.  Nur noch ein paar Kilometer und man spürt, warum Sagres als das Ende der Welt bezeichnet wird.

Und hier sind wir dann wieder an der Station zur “letzten Bratwurst vor Amerika” angekommen.

Am 9. Oktober geht’s dann mit einem Sack voller neuen Erfahrungen und neuen Radsportfreunden von Faro aus wieder zurück.

Seid also gespannt auf die täglichen Berichte aus einer Region, in der wir bisher noch nicht waren.

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